Bruno Brülisauer- Maler in Zürich 

Bruno Brülisauer wurde 1943 in Winterthur geboren. Er durchlief die Kunstgewerbeschule Zürich und schloss 1963 als Grafiker ab. Bis 1992 arbeitete er im In- und Ausland hauptsächlich als Grafiker, bevor er sich 1993 voll und ganz seiner grossen Leidenschaft, der Malerei, widmete. Seither hat er an verschiedensten Orten ausgestellt, so in Zürich, im Bundeshaus in Bern, in Frankfurt oder im finnischen Turku.  

Brülisauers Werk umfasst zum einen seine Sicht auf die Natur. Dabei haben es ihm, der oft und gerne reist, die Landschaften des Veneto, das Piemont, Ägypten oder die grüne Insel Irland besonders angetan. Auf seinen Reisen malt er keinen einzigen Pinselstrich: „Ich bin viel zu sehr mit Schauen und Erleben beschäftigt. Aber alle Eindrücke finden zuhause in meinem Atelier ihren Ausdruck. Hier werden Erinnerungen, Impressionen und Erlebnisse zu Bildern, zu Formen und Farben.“ 

Zum anderen bezieht er seine Inspiration aus der Auseinandersetzung mit dem Leben und dem Menschlichen. Dabei nimmt das Verhältnis der Geschlechter eine immer wiederkehrende und zentrale Rolle ein. 

Seine Werke sind auffällig warm, hellfarbig und in den Grundtönen gehalten. Die bevorzugten Materialien sind Leinwand, Holz, Gouache, Dispersion, Sand und manchmal sogar Speiseöl oder Malventee. Die Bilder wollen positive Botschaften sein, „sie sollen Freude, Zuversicht und Lebenslust vermitteln.“ 

Brülisauers Malerei lässt sich schwer einer einzigen Kunstrichtung zuordnen. Sie ist grossformatig, flächig und an der Grenze zum Abstrakten, aber immer noch konkret. Dennoch zählt sich der Künstler nicht zu den Konkreten. 

Vom Farbkonzept und der grafischen Aufteilung her wirkt sie, die Malerei, attraktiv und dekorativ- seine Herkunft aus dem Grafischen kommt hier zum Tragen. Gerade auf grossem Format wird seine ausgefeilte Technik offensichtlich, mit akribischer Genauigkeit trägt er grosse Farbflächen in bewundernswerter Gleichmässigkeit auf. Er abstrahiert Figürliches oder verzieht es derart ins Skurrile, dass seine Kunst primitiv, ja beinahe surreal anmutet. Oft verwendet der Künstler dick aufgetragene schwarze Umrisslinien, die eine zusammenhängende Einheit zerteilen oder umformen. Diese Flächen und Figuren passen immer an- und ineinander, wie Puzzleteile. Die Figuren lassen keinen grossen Interpretationsspielraum zu: Für die Darstellung 'der Frau'  beispielsweise bedient sich Brülisauer klischeehafter, runder und weicher Formen. Analog dazu verwendet er für 'den Mann' kantige, eckige Figuren.

Das Vokabular des Malers ist also geometrisch, aber die Sprache der Farben besitzt für ihn einen mindestens ebenso hohen Stellenwert. Und diese Sprache ist klar und deutlich. Die in den geometrischen Formen applizierten Farben können durchwegs als Symbole gelesen werden, als Stellvertreter für Licht, Natur, Weiblichkeit, Männlichkeit oder Gefühle.

Die Werke scheinen inhaltlich sofort und eindeutig entschlüsselbar. Da irritiert es umso mehr, wenn Bruno Brülisauer seine stark strukturierte Bildsprache verlässt und plötzlich dick und unregelmässig über Papier, Karton oder Leinwand tupft und fegt. Dabei entsteht Unruhe. Das Auge des Betrachters schweift auf der Suche nach Halt zu den klaren geometrischen Formen und wieder zurück auf den ungleichmässigen Hintergrund, wo oft ein wahres Chaos der Farben herrscht. Wer also glaubt, es sich mit Brülisauers Bildern bequem machen zu können, wird eine Ãœberraschung erleben.  

Auch der Künstler mag auf die Frage nach seiner Stilzugehörigkeit keine schnelle Antwort geben: „Ich kann nie sagen, was ich male, wenn ich male. Ich fange einfach an.“ Und: „Ich bin auf eine Art ein Impressionist.“ Bruno Brülisauer malt aus dem Bauch, aus dem Unterbewussten heraus. Öfters vernichtet er Bilder oder übermalt die alten Motive, wodurch sich eine neue Struktur und Farbkombination ergibt. 

Vielleicht fasst die Aussage eines Besuchers Brülisauers Werk am treffendsten zusammen: „In Brunos Bildern sehe ich nicht nur Brunos Bilder, sondern auch eigene. Es ist wie Musik. Er macht die Noten, und ich spiele sie.“

 

Thomas Strasser