Eva Fuß – Transparenz und Vielschichtigkeit 

Eva Fuß lebt und arbeitet als bildende Künstlerin in Neumünster. Ihre bevorzugte Technik ist die Collage. Bei dieser Technik wird mittels Elementen, mit Hilfe der Farbe oder anderer Medien der Bildgegenstand auf dem Malgrund synthetisch zusammengesetzt: es wird gewissermaßen eine Ordnung ins Chaos gebracht, aus der Summe der einzelnen Teile ein harmonisches Ganzes geschaffen. Diese künstlerische Technik begreift Eva Fuß in einem umfassenderen Sinn. Hier verwendet sie bewußt nicht handelsübliche Kleben, sondern Kleister, einen ursprünglichen Klebstoff. Dieser Kleister ist besonders geeignet, um in Schichten Zeitungspapier zu formen. Auch in anderen Bildern legt die Künstlerin Schichten übereinander, so dass eine transparente Wirkung entsteht. Mit dieser Technik des Zusammenfügens, die Teile der realen Welt in die Bildwelt mit einbezieht, versucht die Künstlerin Eva Fuß den Betrachter mit auf die Reise zu nehmen, für sich einzunehmen in ihren ureigenen Kosmos. Das geschieht auf hintergründige und meditierende Art und Weise mittels einer subtilen Sensibilität. Dabei können - wie bereits angedeutet - unterschiedliche Techniken übereinander gelegt werden wie zum Beispiel Hochdruckverfahren und Aquarell beziehungsweise gezeichnete Strukturen und dergleichen mehr. Auch Ölfarben können dabei zum Einsatz kommen, wobei Eva Fuß die Formen in einem Grisaille festlegt und anschließend mit Öllasuren überzieht. In letzter Zeit werden gemalte Arbeiten - vorwiegend Aquarelle - mit Fotos mittels digitaler Verfahren kombiniert. Diese Art Verfahren ist Eva Fuß besonders wichtig: "Ich verbinde Malerei, Fotografie und digitale Verarbeitung. Die digitale Bearbeitung vollzieht sich in einem kreativen Prozeß, der die Vielschichtigkeit unserer Realität veranschaulicht. Transparenz und Vielschichtigkeit sind dabei die Hauptbezugspunkte  meiner Arbeiten." 

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Drei Dinge sind für die Arbeiten von Eva Fuß von zentraler Bedeutung: die Wahl des Motivs, des Materials und der Farbe.

Ursprünglich war das Grundmotiv ihrer Arbeiten der Kreis oder auch die Spirale, kleine Rundformen, strukturierte Kreisflächen, Kreisformen, die sich überspielen und durchdringen: alles in allem Urformen, die auf imaginäre Art und Weise Geahntes und Gefühltes zum Ausdruck bringen und auch indirekt das Interesse der Künstlerin an philosophischen Fragestellungen, Kunstgeschichte, Mythologie und Architektur versinnbildlichen.

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Davon hat sich Eva Fuß mittlerweile aber gelöst und zu einer freieren und radikaleren Ebene gefunden, der völligen Abstraktion, die durch ihre scheinbar „unstrukturierte Struktur“ sowie eine explosionsartige Farbigkeit überzeugt.   

Dafür braucht es entsprechendes Material. Anfangs verwendete die Künstlerin in mehreren Lagen übereinander geklebtes Zeitungspapier, Textilstoffe, bemalte Papierfetzen und dergleichen mehr. Hier wurden Reste aus der Alltagswelt in einen neuen Sinnzusammenhang gebracht, das Chaos gewissermaßen neu geordnet. Durch diesen Akt der Schöpfung wird das Alltägliche und Banale zur schöpferischen Quelle sowie durch kreative Neuordnung das Unbewusste bewusst gemacht.

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Auch die Farbpalette der Künstlerin hat sich folgerichtig erweitert. Beherrschten anfangs noch Grün- und Blautöne die Werke von Eva Fuß, so finden wir jetzt fast das ganze Farbspektrum im Werk der Künstlerin. Auch hier hat sich Eva Fuß nicht mehr selbst begrenzt, ist freier geworden, hat sich weiter entwickelt und Form und Farbe einfach ihren Lauf gelassen. 

Von zentraler Bedeutung sind für die Künstlerin auch ihre "Wasserbilder".  

Wasser ist Grundlage unseres Lebens. Ohne Wasser ist kein Leben möglich. Dieser Bedeutung sind die Bilder gewidmet. Bei der Herstellung wird Zeitungspapier in Schichten mit viel Kleister verbunden, d..h. Wasser ist der wesentlichste Bestandteil bei der Produktion dieser Bilder. Die Auswahl des Zeitungsmaterials bleibt dem Zufall überlassen. einer ganzheitlichen Sichtweise entsprechend ist alles von Bedeutung. Das Zeitungsmaterial beinhaltet Informationen, die mit der Zeit Geschichte werden. Geschichte ist ein faszinierender Aspekt: Vergangenes wird in der Gegenwart sichtbar. Deshalb sind die Farben auf diesen Materialcollagen in Lasuren übereinander geschichtet. Sie lassen die Zeitungstexte sichtbar werden.

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7.Wasserbild

Dieser schöpferische Akt der freien Entfaltung hat sicher auch damit zu tun, dass Eva Fuß sich auch anderen künstlerischen Techniken gegenüber aufgeschlossen zeigt wie zum Beispiel dem Aqaurell sowie in jüngster Zeit auch den sogenannten „Transformationen“. Dabei handelt es sich um Arbeiten, in denen sie traditionelle malerische Techniken und Fotografie kombiniert und mit den Möglichkeiten digitaler Medien verändert. Diesen ästhetische Umsetzungsprozess begreift Eva Fuß symbolisch. Sie möchte Altes und Neues in Beziehung miteinander setzen und somit auf eine neue Ebene bringen. Auf diese Art und Weise entstehen mehrschichtige transparente, vielleicht transzendente Eindrücke, wie es bei Eva Fuß heißt. 

Eva Fuß ist eine Künstlerin, die mit der Zeit geht. Sie ist neugierig, nimmt Anteil an ihrer Umwelt und sucht immer wieder neue Wege zu gehen. Sie bleibt nicht stehen, sondern experimentiert und bleibt aufgeschlossen für Neues. Dieses ewige Suchen hat nichts mit Beliebigkeit zu tun, sondern macht den Künstler aus. Stillstand bedeutet das Ende schlechthin und schlicht und einfach das Aus für die Kunst. In diesem Sinne dürfen wir Betrachter sicher noch einiges von der Künstlerin erwarten.

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