Informel und figurativ, abstrakt und impulsiv, gestisch und spontan: 14 Künstler aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden bei Böhner in Mannheim

Informel und figurativ, abstrakt und impulsiv, gestisch und spontan: unterschiedliche künstlerische Ausdrucksformen sind hier vertreten. Insgesamt gibt es die Werke von 14 Künstlern zu sehen aus Österreich, Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden, die von Werken der im Art Club Forum der Galerie präsenten Kunstschaffenden ergänzt werden. Ein wahrhaftiger Bilderbogen an Kunst, der die ganze Bandbreite des aktuellen Kunstgeschehens zeigt, so dass für jeden Besucher etwas dabei sein dürfte.

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Zunächst einmal, was auffällt und diese Ausstellung hier von vergangenen Ausstellungen unterscheidet: der aufmerksame Besucher wird feststellen, dass neben den bekannten Tendenzen im Bereich der informellen, farbenfrohen Malerei geometrische Tendenzen zum Tragen kommen, wie man sie bisher hier selten gesehen hat. Dies ist vor allem zwei Malerinnen zu verdanken. Der gebürtigen Schweizerin Isabelle Dutoit und der Österreicherin Brigitte Thonhauser-Merk.

Die Wienerin Brigitte Thonhauser-Merk zeigt sich in den hier ausgestellten Bildern von den Gärten des Barock und des Rokoko fasziniert. Die verspielten Formen, frühe Vorläufer der Land-Art, nimmt sie in ihren Bildern auf und verweist den Betrachter auf die überaus spannungsvollen Strukturen, die durch die Abstraktion entstehen. Es ist der bestimmte, rhythmische Aufbau, der hier den Charme der Komposition ausmacht und der aus der Abstraktion heraus entsteht.

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41Isabelle Dutoit hingegen steht ganz in der Tradition der Konkreten Kunst, die ja in der Schweiz eine lange Tradition hat. Wenn man sich mit dieser Linie in der Kunst auseinander setzen möchte, sollte man sich ganz von der Vorstellung lösen, dass ein Bild etwas abbildet. Von ihrem Ansatz her präsentiert sich die Konkrete Kunst überaus nüchtern, indem sie auf die Grundsubstanz ihres Bildaufbaus rekurriert. Dies sind  flächige Rechteckformen, in erster Linie das Quadrat, und Kreise, die zu einem autonomen Bildkosmos zusammengefügt werden. Dabei wird bewusst vermieden, dass Raumillusion entsteht. Die Künstlerin vermeidet hierbei auch, dass durch Überlagerungen der einzelnen Flächen raumähnliche Wirkungen entstehen, im Gegenteil: Sie grenzt die Flächen bisweilen sogar in mondreanischer Manier durch dicke Linien voneinander ab. Sie gibt ihren Bildern durch die Art und Weise, wie sie die Grundelemente zueinander in Beziehung treten lässt, noch einen ganz besonderen Effekt, denn sie tut dies auf spielerische und humorvolle Art und Weise. Durch die Titel ihrer  Bilder aber setzt sie sich bewusst von der Tradition der Konkreten ab, die ja gerade vermeiden wollten, dass Assoziationen geweckt werden, die außerhalb des Bildes liegen. Dies ist hier der Fall, tut aber der Qualität der Malerei keinen Abbruch, sondern macht diese an sich sehr spröde Kunstrichtung für unterschiedlich programmierte Kunstliebhaber begehbarer.

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Sehr viel stofflicher wirken dagegen die Objekte einer Künstlerin, die in der Galerie Böhner keine Unbekannte ist. Jenny Meister ist wie Isabelle Dutoit Schweizerin und hat hier schon mehrfach mit ihren humorvollen, hintersinnigen Assemblagen erfreut und verblüfft. Ihre Objekte sind im wahrsten Sinne Bild-Wort-Spiele, die sehr kritische und auch ganz aktuelle Themen wie beispielsweise den illegalen Geldfluss zu europäischen Steueroasen ebenso aufs Korn nehmen als auch den “Kinoimperialismus” von Hollywood, dem jetzt mit dem indischen “Bollywood” ein Pendant entstanden ist, das die Filme nicht besser macht und den Kitsch im Kino multipliziert. Neben dem Spiel mit der Semiotik auf den unterschiedlichen Ebenen (Bild/Sprache), wo es in Erscheinung tritt, sind Jenny Meisters Objekte aber vor allem ästhetische Gebilde, die durch ihre visuelle Stimmigkeit wirken und durch die Schönheit der Farben und sauber ausgearbeiteten Formen. Dabei fällt dem Betrachter das gekonnt inszenierte Zusammenspiel  der unterschiedlichen Materialfarben und Substanzen ins Auge.

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Auch bei Andrea Amelung geht es um die Wirkung von Material in ihren Bildzyklen. Sie arbeitet mit Pigmenten und Acrylfarben, sodass hier kompakte Oberflächen entstehen, die haptisch wirken. Eher wie Reliefs präsentieren sich Abfolgen und Variationen. Bewusste Steuerung und Zufall, dessen bildnerische Bedeutung hier voll ausgekostet wird, spielen dabei Hand in Hand.

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Annemarie Rudolph arbeitet mit Naturmaterialien, mit Sand und kleinen Steinen, die sie vor Ort findet und mit nach Hause nimmt. Dieser Stoff gibt ihren Bildern die Aura des Ortes. Der Genus Loci, der hier ganz und gar in den Lokalfarben erscheint.” Salt Valley”, ein Tal in den USA, ist somit exemplarisch hervorzuheben. An diesem Werk wird die bildnerischer Idee der Künstlerin besonders offensichtlich.

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Sigrid Harl arbeitet Realien in ihre Bilder ein. Diese Fundstücke verschmelzen mit dem haptisch wirkend Untergrund zu einem dichten symbolhaft wirkenden Ensemble.

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Symbolkraft  beinhaltet bei Lilo Scheuer-Hagenmüller das Schriftzeichen. Besonders inhaltsreich erscheint ihr dabei die chinesische Schrift. Die Besonderheit, die es mit den hier verwendeten Zeichen auf sich hat, besteht darin, dass sie ihren Charakter als Bilderschrift noch bewahrt haben. Das Schreiben dieser Zeichen, bei dem es auf genaue Beobachtungsgabe, vor allem auf das exakte Einhalten der Abstände zwischen den unterschiedlichen Elementen, aus denen sie bestehen, ankommt, beherrscht die Künstlerin mittlerweile so perfekt, dass ihr sogar chinesische Professoren Anerkennung zollen. Lilo Scheuer-Hagenmüller geht es indes nicht allein um die Nachahmung dieser Zeichen, sondern um die Wechselbeziehung, die zwischen einem solchen Symbol und ihrer abstrakten Malerei hergestellt werden kann. Die Werke jenes Zyklus’ von Lilo Scheuer-Hagenmüller tragen ein solches Schriftzeichen als Grundelement. Die Farben und Strukturen, die hier als Collage eingebracht sind, geben diesem Zeichen eine bestimmte sinnliche Wirkung, die es für den Betrachter fassbarer werden lässt, selbst wenn er sich der sprachlichen Bedeutung des Zeichens gar nicht bewusst ist. Wirkt die Definition solcher Zeichen als kognitiver Prozess, entsteht das Gefühl für die Farbe mehr aus unbewussten Quellen, die wir uns sicher auch erschließen können. Die Energie der Farbe bleibt zunächst jedoch im unbewussten Bereich. Auch hier gibt es eine ganze Reihe von Arbeiten, die unter diesen Aspekt sehr beispielhaft sind.

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Helga Santel lässt die  genaue Definition der Farbe im Unklaren und besetzt Zwischenbereiche, Mischtöne, die nicht näher bestimmt sind. In diesem Punkt besteht eine Verwandtschaft mit den Bildern von Inge Louven aus der Schweiz. Hier entsteht eine geheimnisvolle Raumsituation, die allein durch die Farbe konstituiert wird, in der die Formen zu Silhouetten verschwimmen. Das Motiv der Frau, der „Frau mit Hut“ taucht sowohl in vielen ihrer zarten, fast pastell anmutenden Bilder auf als auch in ihren Tonplastiken, von denen Inge Louven auch einige in der Ausstellung zeigt.

Barbara Gruetzner und Irma Michaela Szalkay inszenieren ihre Malerei als Action Painting aus der Spontanität heraus, wobei Szalkay ihre Arbeiten noch mit Elementen der Collage wie Glas oder Scherben durchsetzt. Ebenso arbeitet Thorsten Frank, dessen Credo es ist, sich frei von jeglichen Gedanken zu machen und bei der Malerei nur das Unterbewusste zum sprechen zu bringen.

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Petra Engelhardt hingegen reflektiert die Grundlagen der Malerei. Sie arbeitet mit unterschiedlichen Formaten, die sie übereinander setzt und ineinander spiegelt. Sandra Schawalder dagegen ist wieder dem Informel zuzuordnen. Sie experimentiert mit diversen Farbuntergründen wie Metall und Leinwand und kommt durch einen durchdachten Farbauftrag auf ganz harmonisch

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Eckhard Besuden kombiniert die realistische Malweise mit dem Informel und Erika Berki konfrontiert den Betrachter mit riesigen Kopfbildern, die sie zyklisch arbeitend auf Holzplatten setzt, um hier die taktile Struktur der Oberfläche als gestalterisches Element in die Bildwirkung einzubeziehen.

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Darüber hinaus gibt es innerhalb des Art Club Forums der Galerie neue Arbeiten der Stammkünstler Thomas Klein, Gerold Maier und Matthias Neuthinger zu sehen als auch Werke von Marina Anton, Magdalena Madlinger und Eva Maria Paar.

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Die Ausstellung dauert bis zum 15.07.2008

Öffnungszeiten: Mo-Fr. 9.00 - 17.00 Uhr

sowie nach telefonischer Absprache

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Prof. Homburg & Partner

J&M Consulting AG * Willy-Brandt-Platz 5+6

Galerie Böhner * Dr. Claus-Peter Böhner-Fery * G7/7

D-68159 Mannheim * fon/fax 0049 (0)621/1566570

www.galerie-boehner.de

Text: Peter Burgas & Dr. Helmut Orpel

Fotos: Gerold Maier

 

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anmutende Bildkompositionen, die zum Teil noch durch collageähnliche Elemente wie Zeitungsschnipsel angereichert sind.

Realistische oder impressionistische Ansätze runden die Ausstellung schließlich ab. In diesem Zusammenhang sind vor allem die lichtintensiven Bilder von Hansueli Urwyler zu erwähnen, der die Bergwelt auf geheimnisvolle Weise illuminiert. Rainer Magold widmet sich malend dem weiblichen Körper 

und bringt sehr ansprechende Ergebnisse auf die Leinwand.