“Verweile doch, Du bist so schön”: Ãœber die neuen Arbeiten des Mannheimer Künstlers Gerold Maier 

Gerold Maier wurde 1970 in Eppingen geboren, er lebt als bildender Künstler in Mannheim. Bislang hat Maier Ausstellungen sowohl im Inland als auch im Ausland erfolgreich absolviert. 

Wer die Entwicklung des Künstlers Gerold Maier von Anbeginn verfolgt hat, der wird mir recht geben, dass sich Maiers Stil erheblich gewandelt hat – oder anders formuliert, dass sich Maier in seinem künstlerischen Werdegang stets weiterentwickelt hat und nicht einfach stehen geblieben ist. Anfangs war er noch eher gegenständlich orientiert, was nicht bedeutet, dass er konkrete Gegenstände auf die Leinwand gebannt hat, dennoch konnte der aufmerksame Betrachter in seinen Werken mit ein wenig Phantasie Blumen, Wiesen und Landschaften ausmachen, die der Künstler mit kräftigen und leuchtenden Farben sehr pastos und expressiv mit schwungvollem Pinselstrich auf den Malgrund gebracht hatte. Davon hat sich Maier nun freigeschwommen. 

Bei den neuen Bildern sind die Gegenstände aufgelöst, sie haben dem Atmosphärischen, dem Emotionalen, dem Inneren des Künstlers weichen müssen. Pastellene, lichte und damit zugleich optimistisch anmutende Farben und Raum haben an Bedeutung gewonnen, der Pinsel musste dem Spachtel das Feld überlassen. Auffällig ist auch – und in diesem Zusammenhang nicht verwunderlich – die Bilder weisen keine Titel mehr auf, wollen sie doch dem Betrachter Freiraum zur spielerischen Assoziation lassen.. Bringen wir es noch einmal mit folgenden Worten auf den Punkt: Durch das Gefühl, die pastellene Farbe sowie den konkreten Spachtel wird ein Malprozess in Gang gesetzt, der die Ratio ausschaltet, das Ãœbernatürliche forciert, um in einen Zustand der Schwerelosigkeit zu gelangen, der es dem Künstler ermöglicht, sich gänzlich gehen zu lassen, mit Dingen zu spielen, alles Störende zu beseitigen, das MUSS muss wegfallen. Gerade der Malvorgang als solcher, die Prozeßhaftigkeit des Tuns sind in der freien Malerei von entscheidender Bedeutung. Maiers Bilder bedürfen nicht der konkreten Beschreibung, sondern unserer Phantasie und Eingebung, um die Spachtelspuren Zug um Zug zu ergründen. Im manchmal tranceähnlichen Malverfahren, das auch das Werk Maiers charakterisiert, kommt es darauf an, konzentriert und wie von fremder Hand geführt Farbzug um Farbzug eine Harmonie und Tiefe zu erreichen, die das Kunstwerk letztlich vollkommen und damit für uns Betrachter fertig und richtig erscheinen lässt. Erklären kann man das nicht objektiv, nur erahnen, erfühlen oder anders formuliert erschauen. 

Durch die von Maier bevorzugte Naß-in-Naß-Spachteltechnik muss möglichst von Beginn an alles perfekt und stimmig durchkomponiert sein; wenngleich sich das eine oder andere auch später noch korrigieren bzw. nachbearbeiten lässt, muss die Komposition jedenfalls in Grundzügen rund sein. Markante Risse auf den Bildoberflächen, die tieferliegende Farbschichten zutage fördern, deuten auf die Bildnachbearbeitung hin; diese verleihen dem jeweiligen Kunstwerk einen ureigenen, fast mystischen Charakter. Zum Abschluss möchte ich noch  einmal auf den überaus positiv gefärbten Charakter der Kunstwerke hinweisen, die unser aller Phantasie herausfordern und zum Verweilen einladen.  

 Die Kunsthistorikerin Carmen Beckenbach brachte es wie folgt auf den Punkt:„Die Werke von Gerold Maier zeichnen sich dadurch aus, dass sie einen besonderen Augenwerk auf die Farbe als solches haben. Zum einen ist gerade die Technik interessant. Sei es mit einem breiten Pinsel oder mit einer Spachtel aufgetragene Farbe, dem Betrachter ist der Entstehungsprozess immer bewusst. Zum anderen sind es aber und gerade die Farben, die in ihrem Eigenwert erstrahlen. Zeigten seine früheren Werke noch eine sehr vielfältige Farbpalette, sehen sie in den hier ausgestellten Werken eine reduzierte Auswahl an Farben. Die Gemälde erstrahlen in ihrem Eigenwert, leuchten einem geradezu entgegen. Als Inspirationsquelle dient Gerold Maier unter anderem die Musik von Tori Amos. Ich weiß nicht wie viele von Ihnen die Lieder von Tori Amos kennen. Ihre Lieder klingen in sich selbst, sind sehr ruhig und harmonisch und ich denke, dass man einen ähnlichen „Seelenzustand“ beim Betrachten der Bilder von Gerold Maier verspürt.“ 

 

Dr. Claus-Peter Böhner-Fery