Museum Ludwig: Leni Hoffmann RGB

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Leni Hoffmann, flipper, Eingangshalle Museum Ludwig, 2009

Eine der weltweit größten Sammlungen der Russischen Avantgarde befindet sich im Museum Ludwig. Die Kunstwerke Leni Hoffmanns (geb. 1962) eröffnen dazu eine außergewöhnliche Parallele. Ihre Arbeiten geben neue Antworten auf Fragestellungen, mit denen sich bereits die russischen Suprematisten und Konstruktivisten auseinandersetzten. Die eigens für das Museum Ludwig entwickelten Werke verweisen auf den radikalen Akt Alexander Rodtschenkos. Mit seinem letzten Bild, einem Triptychon in rot, gelb und blau kündigte er 1921 das Ende, „den Tod", der Malerei an. Fortan setzte er sich für eine alltagsnahe, soziale Kunst ein. Hoffmann führt den Gedanken von Rodtschenko einen Schritt weiter, indem sie die Malerei von der Leinwand löst. Inspiriert von unauffälligen bzw. leicht übersehbaren Merkmalen des Gebäudes, fügt die Künstlerin temporäre Malereien direkt in den Museumsraum ein. Die Werke erhalten dadurch einen stark architektonischen Charakter und spielen mit unserer Wahrnehmung von Raum. Zugleich wird das Ungewöhnliche im bekannten Umfeld sichtbar. Es entsteht ein Dialog zwischen Kunstwerk, Raum und Betrachter. So wird das Gebäude als begehbarer Organismus begriffen, der den Besucher einlädt ein Teil von ihm zu werden.

Leni Hoffmann RGB

26.09.2009 bis 28.03.2010

Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag:
10 – 18 Uhr
jeden ersten Donnerstag im Monat: 10 – 22 Uhr


flipper
„flipper" verwandelt die Eingangshalle in einen Ausstellungsraum. Beim Platznehmen auf den Elementen wird der Betrachter selbst zum Teil der Plastik und zugleich selbst zum Betrachteten. Die kreisförmige Knetfläche unter den Betonelementen registriert über die gesamte Ausstellungsdauer die Bewegung der Besucher.

memnun oldum
Das Interesse Leni Hoffmans gilt Orten, die sich ständig verändern, wie z. B. Kreuzungen. Der Platz in unmittelbarer Nähe der U-Bahn Baustelle auf der Südseite des Museums zählt dazu. Ein leuchtendes Sitzkissen, von unterschiedlichen Standpunkten aus gut sichtbar, lädt die Passanten ein, selbst Teil der Veränderung zu werden und gleichzeitig das Geschehen zu beobachten.

harah
Wie leuchtende Hinterglasmalerei präsentiert sich „harah". Mit opakem Knetmaterial werden einzelne Segmente sorgfältig verschlossen. Die Flächen erinnern an monochrome Bilder, die ihre volle Wirkung im Gegenlicht entfalten.

munka
„munka" ist zugleich eigenständiges Werk und doch untrennbar mit dem Museumsraum verbunden. Sowohl die beiden Betonriegel, als auch die einbezogene Wandecke durchbrechen den Charakter eines traditionellen Tafelbilds. Die geometrische Knetfläche erhebt sich aus dem kleinsten bauenden Gestus, dem sichtbaren Fingerschwung.
 

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ma
Die starkfarbigen Sitzkissen verändern die abgrenzende Funktion der kleinen Mauer und die skurrile Schräge neben der Treppe. Der künstlerische Eingriff verwandelt die Dachterrasse; wie in einem begehbaren Bild kann der Besucher umherwandern und durch seine eigene Bewegung die Komposition verändern.

pizzicato 42
Mit dem direkten Eingriff der flüssigen Druckfarben (cyan, yellow, magenta, key) in die laufende Rotationspresse des Kölner Stadt-Anzeigers, entsteht eine sich ständig wandelnde Endloszeichnung. Die Auflage eines ausgewählten Tages im Herbst wird zu einer Auflage der Unikate. Bisher realisiert: 2007, Tagesspiegel Berlin; 2002, WAZ Essen.

Kuratorin: Katia Baudin