Rosita Sengpiehl (D): verlängerte Mehrdeutigkeit und entschlüsselte Geometrie

geboren in Schleswig-Holstein, lebt und arbeitet als bildende Künstlerin in ihren Ateliers in Warder und Kiel in Deutschland. Ihr Studium absolvierte sie bei Prof. Rolf Thiele, Ästhetische Arbeit in der Malerei, HfK Bremen, BfkB Wolfenbüttel und Academie Galan ( Frankreich ). Seit 2005 ist sie außerdem als Dozentin u.a. für Experimentelles Malen tätig.

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Zeitgenössische figurale bis abstrakte Malerei, DigitalART und Drucke in den 4 Bereichen Sandbilder, Struktur/Relief/Schichtung, Themenarbeiten und rosita_sengpiehl_1Übermalungen - meist seriell umgesetzt - sind ihre Arbeitsfelder.

Die überwiegend groß- bis mittelformatigen Arbeiten von Rosita Sengpiehl charakterisieren eine hohe technische Qualität, ein ganz eigenes ästhetisches Zusammenspiel kräftiger Farben sowie ein architektonisches Gleichgewicht von Energie und Bewegung, wobei teilweise außerordentlich archaische Werke entstehen.

Sengpiehl arbeitet eine Vielzahl verschiedener Materialien in ihre Bilder ein, reine Pigmente als Farbkörper, pulvrig und körnig, Acryl und partiell auch Öl werden mit ungewöhnlichen Materialien wie Sand, Asche, Kohle, Kreide auf den verschiedenstenrosita_sengpiehl_2 Malgründen kombiniert. In ihrer aktuellen Serie von Sandbildern lässt sie z.B. reliefartige Strukturen entstehen, indem Sand in Verbindung mit Pigmenten auf der Leinwand dauerhaft fixiert wird und sich die Arbeiten so zu Wandobjekten entwickeln.

Als Schöpferin und Zerstörerin in Personalunion präsentiert sie sich in ihren Bildern. Sie übermalt, zerkratzt, zerschneidet, überlagert, was ursprünglich ihre Gestaltungsidee war. Auf diese Weise entstehen Schichten, die ihren Arbeiten auf der einen Seite Plastizität und Tiefenschärfe, dann aber auch wieder Transparenz geben. Sie zugleich geheimnisvoll erscheinen lassen.

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Die Arbeiten von Rosita Sengpiehl finden über die Landesgrenzen hinaus in nennenswerten, zunehmend kuratierten Einzelausstellungen, Messebeteiligungen und Gemeinschaftsprojekten eine stetig wachsende Anerkennung.rosita_sengpiehl_6

Über ihre Malerei formuliert die Künstlerin: "Für mich ist Malen ein physikalischer Prozess: Auf der Suche sein und dabei sehen und erfassen, experimentieren und an seine Grenzen stoßen. Das Phantastische an der Malerei ist für mich, Denkweisen, Bewegungen und Ideen festzuhalten. Hier gilt für mich: Definieren - ohne Übersetzung des Experiments -, Arbeiten ohne Kontrolle. Die Form, die es sich erlaubt, ohne eine Erklärung zu existieren - Farbe, Linie und Fläche hervortreten zu lassen, ohne betroffen zu sein über die Bedeutung - In den Rhythmus meiner Arbeit gehen, ohne ihn zu verstehen: Den eigenen Wahnsinn finden. Dies ist mein Ansatz."

Und in einem aufschlußreichen Text über Rosita Sengpiehl bringt es Alberto Grossi wie folgt auf den Punkt: "Indem sie sich die Kühnheit des persönlich direkten und unmittelbaren Ausdrucks erlaubt, scheint die Künstlerin ihre Darstellungsmöglichkeiten durch eine besondere Farbform rosita_sengpiehl_7ausreizen zu wollen, keineswegs durch das Erzählen einer Geschichte, sondern äußerst wirkungsvoll, indem sie das erkennbare Bruchstück eines Bildes mit einer Serie von hellen und strahlenden Pinselstrichen bräunt, um so einen Gesamteindruck zu erzielen. Wenn Einfarbigkeit vorherrscht, verliert das Gemälde für den Betrachter verlässliche und stabile Bezugspunkte. Es bleicht aus und zeigt eine "Umwelt", in der Entfernungen verschwinden und die Grenzen zwischen Kunstwerk und Umgebung neu bestimmt werden. Dies ist eine schlaue Art von verlängerter Mehrdeutigkeit, in der die vereinfachte und entschlüsselte Geometrie der Formen von einer neuen Art totaler Erfahrungseinsicht verschlungen wird. Der ständige Wechsel eines individuellen visuellen Gravitationszentrums wird zu einer hervorragenden, fast radikalen Sublimierung der Form, während ein architektonisches Gleichgewicht von Energie und Bewegung aufrecht erhalten wird."

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