Bechtle 2014

Besselstraße 20-22
D-68219 Mannheim
Telefon:
+49 (0) 621 / 1566570
Öffnungszeiten:
Montag-Freitag: 9-17 Uhr
sowie nach Vereinbarung
Am 24. Oktober 2014 eröffnete Dr. Claus-Peter Böhner-Fery die Ausstellung der Galerie Böhner im Bechtle IT Systemhaus in Mannheim.
Die Ausstellung endet am 20. März 2015.

Jubi

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Laudatio lesen
Sichtbarmachung unbewusster Hintergründe: Die Herbstausstellung der Galerie Böhner in der Mallau

C.G. Jung ist zumindest dem Namen nach, neben Sigmund Freud, der wohl bekannteste Begründer der Psychologie. Von ihm stammt die Lehre von den Archetypen. Von den Archetypen erfahren wir durch Symbole, die das individuelle mit dem kollektiven Unbewussten verbinden. Symbole finden ihren Ausdruck in den Gestalten der Sagen und Märchen, die einem bestimmten Kulturkreis angehören. Natürlich ist auch in der bildenden Kunst aller Epochen genügend Stoff für die Symbolforschung vorhanden. Eine wichtige Symbolfigur ist dabei die Katze, die auch in den künstlerischen Werken von Pari Ravan, die sie hier unten im Foyer sehen, so eine herausragende Rolle spielt. Nachdenkliche Katzen, Katzen, die die Gestalt erotischer Prinzessinnen angenommen haben und einen Frosch in ihren Pfoten halten, den sie durch einen Kuss in einen Prinzen verwandeln möchten, oder war es umgekehrt? In diesen Kontext der Sichtbarmachung unbewusster Hintergründe gehören auch die Bilder der Künstlerin. Die weiten, offenen Horizonte dieser Bilder lassen an René Magritte denken, den belgischen Surrealisten. Im Gegensatz zu dessen harten, wuchtigen Formen überwiegt hier aber eine romantische Weichheit, die sie als Naturliebhaberin floral unterfüttert.

Ihre Katzen sind übrigens nicht aus Bronze oder Stein, wie es auf den ersten Blick scheint, sondern vielmehr aus einem Kunstharz gegossen, das Pari Ravan auf eine spezielle Weise patiniert hat, sodass es wie Bronze oder Stein wirkt. Dieser Schein, den die Künstlerin hier durch die Patina erzeugt, begegnet einem oft in der Kunst und stellt wieder einmal mehr unter Beweis, dass unser Sehen ein sehr unzuverlässigstes Mittel ist, um die Umwelt zu erfassen, obwohl wir uns oft darauf verlassen. Mit diesen Phänomen umzugehen wussten die Künstler schon immer. Trompe l´Loeux Effekte, also auf Augentäuschung basierende visuelle Eindrücke begegnen uns in dieser Ausstellung an verschiedenen Stellen. Ruth Stirnimanns Arbeiten sind hier nur ein Beispiel. Das Wort „Täuschung“ ist hier natürlich nur im außermoralischen Sinn gemeint. Sie besteht nämlich darin, dass die Malerin die kreisrunden Malgründe so mit Farbe beschichtet, dass sie nach längerem Hinsehen auf den Betrachter wie Kugeln wirken, die sich frei im Raum bewegen. Die vom Galerieteam Böhner vorgenommene Hängung unterstützt diesen Eindruck noch.

Wie die Planeten um die Sonne kreisen Ruth Stirnimanns Rotunden hier im freien Raum. Die erste Anmutung dieser Werke ist dabei auf jeden Fall abstrakt. Aber bald wird man bemerken, dass auch hier, wie meistens, der erste, oberflächliche Eindruck täuscht, denn die Farben sprengen die allzu strenge geometrische Ordnung und geben der geometrischen Form ein informelles, und somit voluminöses Gepräge. Die Künstlerin verbindet hier unterschiedliche Richtungen wie die Abstraktion und das Informel, bei dem nur die Farben wirken, miteinander und nicht zuletzt verraten auch die Titel ihrer Werke, wie „Inner Richness“ etwas von ihrer Absicht, durch bildende Kunst Denkanstöße zu geben.

In einem gewissen Sinn bilden Skulpturen von Isolde Hesse die Gegenposition zu den Trompe l´Loeux Effekten, wie sie in den Werken der beiden vorgenannten Künstlerinnen auszumachen sind. Bei ihren Arbeiten hat die künstlerische Intervention den Zweck, die Kraft und die Schönheit dessen offenzulegen, was die Natur schon von sich aus hervorgebracht hat. Ihre Motive arbeitet sie aus Olivenholz, das Jahrzehnte, vielleicht sogar Jahrhunderte lang gewachsen ist, heraus. Parallel dazu entstehen Bilder, die sehr unterschiedlich sind. Außergewöhlich sind hier besonders die, bei denen der Holzton im Vordergrund steht. Gliedern wir diese Ausstellung hier nach Themen, so ist die Wechselbeziehung zwischen Sein und Schein, wie eingangs erwähnt, ein roter Faden, den es hier zu verfolgen gilt. Daneben gibt es aber auch eine ganze Reihe von Phänomenen, die den Besuch dieser Ausstellung spannend machen.

So zum Beispiel in den Arbeiten von Sylva Kanderal. Wenn man die Werke von Sylva Kanderal eine Weile auf sich wirken lässt, bemerkt man, dass hier Malschichten miteinander verwoben sind, die in unterschiedlichem Duktus gemalt wurden. Diese Spannung, die hier entsteht, ist durch die unterschiedliche Geschwindigkeiten des Malprozesses selbst begründet. Im Malakt treibt die Künstlerin gewissermaßen auf einen Verdichtungspunkt zu, dem sie die unterschiedlichen Partien ihrer Komposition unterordnet. Die Figurationen, die dabei entstehen, sind flüchtig und scheinen sich im nächsten Moment wieder aufzulösen. Unwesentliche Bereiche sind hierbei relativ rasch und skizzenhaft bearbeitet. Die Flüchtigkeit, die dabei zu Tage tritt, ist bewusst gewollt und gestalterisch in den Gesamtkomplex einbezogen. Auf diese Weise entsteht ein spannender Dialog zwischen Fläche und Linie.

Um farbkräftige Flächen und Linien geht es bei den Bildern von Wiegen den Uyl. Er entwickelt vor meist monochromen Flächen ein Farbenspiel von skulpturaler Wucht. Die Figuren, die dabei einstehen, erinnern an Fabelwesen, an riesenhafte Insekten aus transparenten und opaken Schichten. Dabei kommt es auch hier wieder zu trompe l´Loeux Effekten, zu vexierbildhaften Wechselspielen zwischen Hintergrund und figurativem Gewirr, sodass sich die Bilder je nach Blickwinkel immer wieder verändern und neu zu entdecken sind. Die Norwegerin Inger-Hilde Nyrud wartet mit einem nicht allzu häufig in Ausstellungen zu sehenden Bildformat auf, nämlich mit fahnenartigen Leinwänden, die lose im Raum hängen sollen. Dieses Bildformat hat sie sicher ganz bewusst gewählt, denn es passt hervorragend zu ihren verschlungenen Strukturen, die an Unterwasserlandschaften denken lassen, die sich ebenso wenig in feste Rahmen pressen lassen. Die Fahnen, die sich in der Zugluft bewegen, unterstreichen noch das Empfinden von leichten, wellenhaften Bewegungen, das man in der Malerei von Inger-Hilde Nyrud wahrzunehmen meint und das durch die starken Kontraste facettenreich unterstrichen wird.

Weitaus ungewöhnlicher noch als jene Bildformate nehmen sich in der Ausstellung die Arbeiten von Matthias Merdan aus. Es handelt sich hierbei teils um Drucke, die übermalt und mit verschiedenen Techniken überarbeitet wurden. Bewusst setzt er gegensätzliche Materialien und Techniken ein und wechselt spielerisch zwischen Bildern, Zeichnungen, Skizzen und Skulpturen, die er gewissermaßen als Linien in den Raum hineinschreibt. Er sucht bewusst die Grenze dessen, was noch als Kunst wahrnehmbar ist und nimmt dabei in Kauf, dass seine Arbeiten als nicht zur Ausstellung gehören, als eine Art wertloser Slapstik angesehen werden. Ein Kunstprovokateur also, der schelmisch hier ein Spiel spielt und es sowohl dem Betrachter als auch dem Ausstellungsbesucher schwer macht, ganz zu schweigen vom Laudator. Auf diese Art und Weise stellt er feste Werte in Frage und sprengt den Kanon allzu enger Festlegungen.

In solche Prädullien gerät man bei den Landschaften von Sabine Ruwwe nicht, denn hier ist eindeutig das Bild das Ziel der Mühe, der sich die Künstlerin unterworfen hat. Konsequent und kontinuierlich hat sie sich im Laufe der Jahre fortentwickelt. Sie präsentiert uns Landschaften aus der Vogelperspektive gesehen, Täler, scheinen es zu sein, durch die der Blick kreist. Was an ihren Arbeiten vor allem aber hervorsticht, ist die Leuchtkraft ihrer Farben, die hier in der Ausstellung nicht ihresgleichen findet und gerade in der dunkler werdenden Jahreszeit das Gemüt sehr positiv anspricht.

Text: Dr. Helmut Orpel

 

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