Aoko Mitani

Aoko Mitani oder Die Schönheit des flüchtigen Moments

Aoko Mitani ist eine akademische Malerin. Sie wurde 1928 in Kyoto/Japan geboren und besuchte die Städtische Kunstschule in ihrer Heimatstadt. Ab 1952 studierte sie an der Kunstakademie und wurde dort 1958 Meisterschülerin des bekannten japanischen Kunstprofessors Meiji Hashimoto. Schon früh erhielt Aoko Mitani angesehene Preise und war regelmäßig Teilnehmerin bei den akademischen Ausstellungen der Kunsthochschule von Kyoto („Nitten“). Später wurde sie selbst in die Jury dieser landesweit angesehenen Ausstellungen gewählt. 1987 erhielt sie ihre Berufung als ordentliche Professorin und lehrte an der Universität Kyoto bis zu ihrer Emeritierung. 1998, zu ihrem 70. Geburtstag, wurde sie vom japanischen Premierminister für ihr künstlerisches Lebenswerk ausgezeichnet.

Aoko Mitani hat in ihren Bildern eine sehr einfühlsame Bildsprache gefunden, die den Betrachter emotional anspricht. Auf den ersten Blick fällt ihre Farbigkeit auf. Bei jeder Arbeit dominiert ein bestimmter Grundton, ockerbraune Erdtöne oder ein moosiges Grün verströmen eine bestimmte Grundstimmung, in die der Betrachter eintauchen kann. Meisterhaft beherrscht sie dabei das Wechselspiel zwischen Fläche und Körper. Auf den ersten Blick dominiert der flächige Eindruck. Große, durch Umrisslinien klar definierte Partien heben sich deutlich vom Malgrund ab. Aber je länger sich der Betrachter auf die Bilder der Künstlerin einlässt, desto dominanter wird die Körperlichkeit der Figuren, die sie deutlich von ihrer Umgebung abhebt.

In den hier abgebildeten Arbeiten wie „Der Vogel“ scheint sie mit dieser frappierenden Wechselwirkung zu spielen und den Betrachter durch die geradezu magische Präsenz der hölzernen Spielzeugente zu verblüffen. In anderen Werken wird ihr Bezug zur europäischen künstlerischen Avantgarde zu Beginn des 20. Jahrhunderts deutlich. So ist in dem hier wiedergegebenen Bild „Die Freuden der Natur“ der Bezug zu dem Werk „Der Traum“ des französischen Avantgardisten Henri Rousseau (1844-1910) nicht zu verkennen. Henri Rousseau gilt sowohl als Vater der Surrealisten wie auch der der Naiven. Mit beiden Stiladaptionen spielt auch Aoko Mitani. Sie verknüpft sie aber auf recht eigenwillige Weise und verbindet die unterschiedlichen Lebenswelten so organisch miteinander, dass es dem Betrachter auf den ersten Blick ganz selbstverständlich erscheint, dass Fische mitten im Urwald durch die Luft segeln.

Wie genau ihre Beobachtungsgabe ist, wird in einem weiteren Werk deutlich, das sie schlicht mit „An einem Morgen im August“ betitelt hat und das den Schatten einer fotografierenden Person fokussiert, der auf ein altes Straßenpflaster geworfen wird. In dieser einfachen Darstellung, zeigt sich ihr ganzes Können, denn mit einfachen Mitteln gelingt es der Künstlerin hier, die spezifische Stimmung, das Licht und die Atmosphäre eines Touristenortes zu suggerieren, ohne hierfür besondere Details einfügen zu müssen. Sie verdichtet die Situation in einem entscheidenden Moment, der dem oberflächlichen Blick der Alltagswelt normalerweise entgeht.

Dieses Bild scheint letztendlich auch deshalb für die Künstlerin charakteristisch, weil in vielen ihrer Werke die eigentliche Schönheit in diesen rasch verschwindenden Momenten liegt, die man im hektischen Alltag kaum wahrnimmt.

Aoko Mitani
1928 Born in the city of Kyoto
1948 Selected for first time to exhibit in the Kyoto Municipal Exhibition
1948 Selected for the first time to exhibit in the Nitten exhibition
1949 Graduated from Kyoto Municipal Art Specialist School
1952 Entered Shokosha, the painting academy of Suisho Nishiyama
1953 Received the Hakuju Award of the Nitten Exhibition
1954 Received the mayor’s award in the Kyoto Municipal Exhibition
1958 Became a student of Meiji Hashimoto
1959 Became a regular exhibiter in the Nitten Exhibition
1961 Solo exhibition at the Nihonbashi Mitsukoshi Department Store
1970 Received the Kikka Award at the Nitten Exhibition
1974 Became a judge for the Nitten Exhibition
1975 Became a member of the Nitten Exhibition
1977 Her works were purchased by the National Culture Agency
1979 Received the Nitten Exhibition Member’s Award
1987 Became a full professor of the Women’s Art University
1988 Became a critical advisor for the Nitten Exhibition
1988 Received the Prime Minister’s Award At the Nitten Exhibition
1993 Gave a retirement memorial exhibition at the Women’s Art University
1994 Became a professor at the Women’s Art University Graduated School
1995 Hakusen solo exhibition at the Tokyo International Art Museum
2005 Received the Kyokujitsu Shoju Award
At present, she contributes to the Nitten Exhibition, serves as a professor emertus at the
Women’s Art University, and as a judge for the ‚Painting Nature Exhibition‘ of the
Ueno-no-Mori Art Museum.

Dr. Helmut Orpel

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